Ich atme ein und kehre zurück zu der Insel, die in mir ist.
Da gibt es wunderschöne Bäume.
Da gibt es Wasser, da gibt es Vögel
Da gibt es Sonnenschein und frische Luft.
Ich atme aus und fühle mich sicher
(Meister Linji)
Die Fastenzeit gibt Körper und Seele die einzigartige Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen:
Im Körper werden durch die Reduktion der Nahrung alle Stoffwechselaktivitäten umgestellt auf die innere Ernährung mit einem reduzierten Energieumsatz. Maßvolle Bewegungen wie Wandern in der freien Natur beruhigen und harmonisieren alle Körperfunktionen.
Die Fastenzeit ist eine Zeit der gelebten Einfachheit. Kein Radio, kein Fernsehen, kein Handy, kein Computer, kein Auto, keine billige Lektüre, keine Tageszeitung.
So wie wir den Essensvorgang „umschalten“ so „schalten“ wir auch die äußeren Interessen zu mehr inneren Interessen um:
- Auf meine äußeren Kontakte bezogene Themen reduzieren sich zu:
Sympathie, Liebe, Zuwendung, Geborgenheit, Solidarität - Auf meinen Körper bezogene Themen werden in der Fastenzeit neu geordnet : Ernährung, Fitness, Gesundheit, Krankheit, Sexualität
- Auf meine Sinne bezogene Themen nehmen an Bedeutung zu:
Lebensfragen und Lebensziele, Glauben und Religion, Lebensphilosophie, Selbstverwirklichung
Wir üben wieder richtiges Sehen und Hören draußen in der Natur. Wir fühlen wieder Feuchte, Kälte und Wärme bei unseren ausgedehnten Spaziergängen. Körperleistungen und Sinnesleistungen werden harmonisiert und vereinfacht.
Wir lernen wieder einfacher und bewusster zu leben, ohne Anstrengungen, ohne Überforderungen von Sinnen und Körper. Den Fastentag beschließen wir, indem wir Körper und Sinne ganz zur Ruhe kommen lassen, am besten mit dem Untergang der Sonne.
Denn so wie die Sonne untergeht und der Tag zum Abend wird, so schließen wir auch langsam die Tür zu vom gesprächigen und tätigen Tun in der Außenwelt und öffnen uns dem Raum der Schweigsamkeit in unserem Inneren.
Dieser meditative und kontemplative Vorgang erlaubt uns, unsere innere Welt zu erkennen und zu erkunden. Wir erfahren etwas über die Großartigkeit, Weite und Bedeutung dieser inneren Welt. Der unruhige Körper und die aufgewühlte Seele sind zu Ruhe gekommen. Körper und Seelen können sich dadurch regenerieren und harmonisieren.
Dieser Ruhezustand ist ein Zustand großer geistiger Wachsamkeit. Diese meditative Phase ist dann Ausgangspunkt von Achtsamkeitsübungen, welche wir dann danach ins tägliche Leben übertragen wollen.
Unsere Meditationsübungen stehen über den Konfessionen, wir sprechen Gebete und lassen diese tief in unsere Herzen eindringen. Wir üben in unserer kontemplativen halbstündigen Meditation am Abend Achtsamkeit und Wachsamkeit.
Einleitende Gedanken über Zen helfen dem Gesundungsprozess durch loslassen und die Dinge so anzunehmen, wie sie sind.
Es liegt im Stille sein eine wunderbare Macht der Klärung,
der Reinigung, der Sammlung auf das Wesentliche(Dietrich Bonhoeffer)